Medical Anthropology
Globalisierungsprozesse haben die Welt durch technologische Innovationen etwa im Kommunikations-, Transport- und Finanzwesen weitgehend verändert, was zu einer beispiellosen realen und virtuellen Mobilität und einer zunehmenden Konnektivität und Interdependenz nicht zuletzt im Bereich von Gesundheit führt. Urbanisierungsprozesse und Umweltveränderungen führen zudem zu Verschiebungen von Gesundheitsrisiken und gesundheitspolitischen Prioritäten auf unterschiedlichen Ebenen.
Die Forschung zu Medical Anthropology im Fachbereich Ethnologie konzentriert sich auf Gesundheit und Wohlbefinden auf globaler, nationaler und lokaler Ebene, mit einem kritischen Blick auf gesundheitliche Ungleichheiten in diversen politischen, ökonomischen und ökologischen Kontexten. Sie befasst sich hierbei auch mit der Rolle und Position der Biomedizin, etwa als rahmengebende Epistemologie bei der Zusammenarbeit mit Public Health-Expert:innen, aber auch als eine von vielen (medizinischen) Realitäten, die durch detaillierte ethnographische Forschung in unterschiedlichen lokalen Kontexten mit einem offenen empirischen Blick untersucht wird. Gerade im Bereich von Gesundheit und Care/Pflege spielen zudem soziale Netzwerke und gesellschaftliche Institutionen eine ausschlaggebende Rolle in der Erhaltung und Weitergabe von Wissen und Erfahrungswerten. Diese Ressourcen helfen auch, mit schneller Veränderung und zunehmender Unsicherheit bezüglich Gesundheit resilienter umzugehen, zudem kreieren sie Diversität und Flexibilität in Alters- und Geschlechterzuschreibungen. Folglich sind soziale Widerstandfähigkeit und Befähigung, Vulnerabilität bezüglich Gerechtigkeit und Gleichheit, sowie Generationen, Geschlechter, Im/Mobilität und Nachhaltigkeit wichtige gesundheitsrelevante Themenbereiche dieses Forschungsfeldes.
Die interfakultäre Forschungsgruppe Medical Anthropology (MARG) stellt eine Verbindung zwischen dem Departement Gesellschaftswissenschaften (insbesondere des Fachbereichs Ethnologie), dem Zentrum für Afrikastudien (ZASB), dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH; insbesondere dem Departement Epidemiology and Public Health) und dem Institut für Pflegewissenschaft (INS) her. Die von der MARG gestützte Feldforschung untersucht die täglichen Gesundheitshandlungen, mit einem besonderen Interesse an Körperbildern, inter-/intragenerationeller und transnationaler Pflege, Migration, Resilienz und Gerechtigkeit sowie an Mensch-Tier-Beziehungen und Nachhaltigkeit von Gesundheitskonzepten. Leiter der MARG ist aktuell PD Dr. Piet van Eeuwijk.